Papageienkrankheiten – Ursachen und Symptome

1. Frau Dr. Kittner, vielen lieben Dank für Ihre Zeit. Direkt zu Beginn die Frage: Woran kann ich erkennen, dass es meinem Papageien nicht gut geht?
Die Beobachtung des Tieres und seines Verhaltens gibt schnell Aufschluss darüber, ob es dem Vogel gut geht. Gesunde Tiere reagieren auf Vorgänge in ihrer Umgebung, während kranke Tiere oft apathisch wirken. Das Gefieder ist dann meist aufgeplustert, die Augen geschlossen und der Kopf unter dem Gefieder versteckt. Kranke Vögel sitzen bei fortgeschrittener Erkrankung dann zum Teil nicht mehr auf der Stange, sondern auf dem Käfigboden.
Auch sollte man auf Besonderheiten der Atmung achten, verklebte Nasen-, Augen-, Schnabel- oder Kloakenöffnung, Veränderungen des Gefieders oder Würgebewegungen des Papageien.

2. Was kann ich tun, bevor ich bei genannten Kennzeichen zum Tierarzt gehen?
Da Papageien meist erst bei fortgeschrittenen Erkrankungen Symptome erkennen lassen, sollten Vögel mit beschriebenen Auffälligkeiten umgehend einem erfahrenen Tierarzt der Vogelmedizin vorgestellt werden. Zur Erstversorgung zu Hause eignet sich aber immer Wärme, z.B. über ein Rotlicht, um den Kreislauf zu stabilisieren. Vögel, die die Futter- und Wasseraufnahme eingestellt haben, sollten per Spritze vorsichtig ernährt werden. Bei Verletzungen z.B. der Krallen kann mit einem Wattestäbchen ein blutstillendes Präparat aufgetragen werden.

3. Was kann ich tun, wenn ich mehr als einen Papageien halte und ich die anderen vor der Erkrankung schützen möchte?
Bei der Haltung mehrerer Papageien ist es immer von Vorteil eine Möglichkeit zu haben, die Tiere gegebenenfalls zu trennen (Quarantänestation). Auch beim Zukauf neuer Vögel sollten Neuzugänge zunächst getrennt gehalten werden, um Krankheitssymptome frühzeitig zu erkennen.

4. Welche typischen Krankheiten treten bei Papageien häufig auf?
Die meisten Erkrankungen der Papageien lassen sich auf Fehl- oder Mangelernährung oder eine falsche Haltung zurückführen. Deshalb ist es besonders wichtig, sich vor der Anschaffung eines Tieres mit dessen Bedürfnissen zu beschäftigen. So ist die richtige Ernährung nicht nur entscheidend, um den täglichen Nahrungsbedarf zu decken. Sie ist wesentlicher Bestandteil der Beschäftigung der Vögel.

So verbringen die Tiere in freier Wildbahn bis zu 70% des Tages damit, nach Nahrung zu suchen. Fehlt ihnen diese Beschäftigung, äußert sich das oft in Verhaltensauffälligkeiten wie Aggression oder Federrupfen.
Andere häufig auftretende Erkrankungen können Aspergillose (Pilzinfektion), Diabetes, Fettleber, Psittakose, Nierenerkrankungen, Sinusitis, Verletzungen oder Verbrennungen sowie Vergiftungen sein.

5. Die häufigsten Unfälle bei Menschen passieren im Haushalt: Gilt das auch für meinen Vogel?
Wenn den Vögeln die Möglichkeit zum Freiflug angeboten wird, können Verletzungen durchaus vorkommen. Aber auch Verletzungen, die durch aggressives Verhalten von Artgenossen verursacht werden können, werden beobachtet.

6. Welche Unfälle könnten in den eigenen vier Wänden passieren?
Die Papageien können mit den Krallen hängen bleiben, Schädeltraumata durch Kollision mit Fensterscheiben erleiden oder Verbrennungen durch Kontakt mit Herdplatten oder Öfen bekommen. Auch Vergiftungen durch Anfressen von Pflanzen oder bleihaltigen Gegenständen sind nicht selten.

7. Was sollte meine Notfallapotheke immer bereithalten, damit ich meinem Vogel im Ernstfall helfen kann?
Sinnvoll sind desinfizierende Lösungen, z.B. Octenisept, um Wunden zu versorgen. Bei blutstillenden Präparaten sollte der Rat des Tierarztes eingeholt werden, da diese auch die Schleimhäute angreifen können, wenn sie von den Tieren aufgenommen werden.
Eine Wärmelampe sollte jeder Ziervogelhalter zur Verfügung haben.
Mineralstoff- und Vitaminpräparate können gegeben werden, um Genesungsprozesse zu unterstützen. Außerdem ist eine kleine Nagelschere sinnvoll, um zu lange oder abgebrochene Krallen zu kürzen und so Verletzungen vorzubeugen.

Wir danken Frau Dr. Kittner für ihre Zeit und das ausführliche Interview.
https://www.tierarztpraxis-kittner.de/